Stephanie Eidt

Was war die besondere Herausforderung bei den Dreharbeiten zu Sunshine Eyes?

Die besondere Herausforderung war für mich die Improvisation, aus der alle Szenen entstanden sind. Wir sind alle einfach mit ein paar Informationen in die Situationen gesprungen und haben aufeinander reagiert, so ist unsere gemeinsame, sehr persönliche Geschichte entstanden. Maria hat uns mit großer Aufmerksamkeit und Können durch die Situationen geführt, auch sie hat im Moment auf das reagiert, was unter uns Akteuren in dem Moment passiert ist. Der Ausgangspunkt war klar, aber was dann entstanden ist, war weder geplant noch vorherzusehen.

Wie fühlt es sich an, in einer Corona-Geschichte mitzuspielen und gleichzeitig die Auswirkungen von Corona im echten Leben zu erleben?

Es fühlte sich absolut richtig und gut an, das zu spielen was uns alle in dieser Zeit betroffen und beschäftigt hat. Die verschiedenen Geschichten innerhalb des Films spiegelten die Gegenwart, in der wir gerade lebten. Ich war überzeugt von der Notwendigkeit diese Geschichten zu erzählen, zu genau diesem Zeitpunkt. Das war für mich das Besondere dieser Arbeit.

Sollten Künstler öffentlich Stellung zu Corona beziehen, wie Volkert Bruch es getan hat, oder sollten sie schweigen, wie andere es getan haben?

Unbedingt sollten Künstler grundsätzlich eigene Positionen vertreten.

Hat der Zuschauer nicht das Recht auf ein wenig Eskapismus?

Wir flüchten doch dauernd! Jeder Mensch flüchtet aus der Realität in die Illusion und verdrängt Katastrophen um sich zu schützen. Oder aus Bequemlichkeit, aus mangelnder Bereitschaft Dinge zu verändern etc. Unsere erfolgreiche Verdrängung der Realität führt uns aber immer tiefer in die Katastrophe oder in die Zerstörung hinein. Virologen und Forscher haben während dieser nun schon zwei Jahre dauernden Pandemie immer vorausgesagt was eintreten wird. Wir kennen die Auswirkungen des Klimawandels. In beiden Fällen führt die Verdrängung dieser Informationen und die mangelnde Konsequenz in eine immer schwierigere Situation. In Sunshine Eyes berührt mich jede einzelne Person. Edda, die Großmutter, die an der Krankheit stirbt, die Jugendlichen, die Krankenschwester etc. Wenn wir das Leben dieser Figuren im Film miterleben, schafft das Empathie für die einzelnen Schicksale und dies könnte dazu führen, dass wir sozialer und verantwortungsvoller handeln. Es ist für mich absolut unverständlich, vor dieser Realität die Augen zu verschließen.

Wird Corona etwas in der Filmindustrie verändert haben, wenn es vorbei ist? Wenn ja, welche Lehren sind daraus zu ziehen?

Ich habe am Theater und beim Film die Erfahrung gemacht, dass man auch in dieser schwierigen Situation sehr gut und verantwortungsvoll arbeiten kann, ohne sich und andere zu gefährden. Ich hoffe natürlich, dass wir nach dem Ende der Pandemie wieder zu einer größeren Freiheit, Leichtigkeit und Nähe zurückkehren können.

Interview by Francesca Ferguson