Dorothe Beinemeier

Einen Film ohne einen großen Sender im Rücken zu produzieren, ist erst einmal eine Herausforderung. Wie geht man damit um?

Ohne großen Partner oder Finanzierung loszulegen war ja immer der Spirit der Serie und das war keine Herausforderung sondern eine Chance.
Eine Chance für die Regisseurin, sich kreativ auszuleben, ohne auf lange Entscheidungsprozesse warten zu müssen. Eine Chance zu improvisieren und neues zu Kreieren, frei zu denken, ohne auf lange Entscheidungsprozesse zu warten. Es ist in Deutschland sehr selten, dass Serien in so einer Art und Weise entstehen. Der Lockdown bot hierzu absurderweise die Gelegenheit.

Wie ist das, wenn Team und Cast nicht die gewohnten Gagen erhalten? Ist man dann als Produzentin auch Motivations-Coach?

Sunshine Eyes wurde größtenteils während des ersten Lockdown gedreht, das war ein Zeitpunkt zudem viele Menschen überhaupt nicht arbeiten konnten. Dass Maria genau dann die Idee zur Serie hatte und ohne zu zögern den Mut gefasst hat zu drehen, war der Motor und die Motivation für alle Beteiligten. Vielmehr war es uns wichtig einen fairen Schlüssel zu finden, dass alle zu gleichen Bedingungen arbeiten und an eventuellen Rückflüssen beteiligt werden.

Während der ersten und zweiten Corona-Welle gab es ständig neue Entwicklungen und staatliche Maßnahmen, die bei der Produktion berücksichtigt werden mussten. Wie waren da ihre Erfahrungen?

Die Serie wurde immer unter Berücksichtigung der jeweils aktuellen BG ETEM Regeln gedreht. Mit jeder Lockerung konnte auch die Serie, die Geschichte, der Cast und das Team wachsen. Wie bei einem Eiskristall, wuchs die Geschichte, wurde immer komplexer, größer und schöner. Dabei wollten wir von Day 1 keine Serie, die nur vor Zoom Monitoren spielt, sondern draußen auf den Strassen in Berlin. Insofern ist die Serie schon jetzt ein besonderes Zeitdokument.

Die Welt ist im Krisenmodus. Da sehnen sich die Menschen nach ein wenig Flucht aus der Realität. Wie schwer ist es als Produzentin, einer entsprechenden Erwartungshaltung auszuweichen?

SUNSHINE EYES trifft einen Zeitgeist. Nach 2 Jahren Corona „surfen“ wir immer noch mehr schlecht als recht auf einer nicht enden wollenden Welle. Die Zahlen gehen wieder hoch und so ganz wird uns das Thema wohl noch immer nicht loslassen. Und die Folgen sind uns noch gar nicht umfassend bewusst. Was die letzten 2 Jahren mit Individuen, deren Leben und Seelen gemacht haben muss beleuchtet werden. Insbesondere Jugendliche und Kinder sind betroffen. Wir alle dürfen das nicht ignorieren und wegsehen, sondern müssen uns damit auseinander setzen. Deswegen ist eine Serie wie Sunshine Eyes so wichtig und blickt in die Seelen unserer Jugend.

Interview by Francesca Ferguson